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Nettes über die Blitztournee

 
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IWS-Michael



Anmeldedatum: 14.06.2004
Beiträge: 55
Wohnort: Hessen

BeitragVerfasst am: 01.01.2008, 18:07    Titel: Nettes über die Blitztournee Antworten mit Zitat

Hallo Breite! Erstmal alles Gute für 2008!
Das hier habe ich auf der Seite www.smago.de gefunden. Bis auf den Lapsus mit Hunter / Lars ganz nett und sehr positiv wie ich finde...

"Seit ihrer Wiedervereinigung im Jahr 2002 ist es inzwischen gute Tradition geworden, daß die Hagener Deutschpunk-Combo "EXTRABREIT" stets zum Jahresende eine sog "Weihnachts-Blitztour" absolviert und hierbei regelmäßig einen Tag vor Silvester, ergo am 30. Dezember, im Hamburger Musikclub "LOGO" in der Grindelallee Station macht.

Dies war natürlich auch anno Domini 2007 der Fall, weshalb an dieser Stelle einwenig über die genialische Reise in die Untiefen des gesellschaftlichen Zeitgeistes der 80er Jahre berichtet werden soll, den die Jungs um Sänger Kai Hawaii und Gitarrist Stefan Kleinkrieg seinerzeit auf perfekte zynischste Weise karikierten – obgleich sie selbst ein nicht unbedeutender Teil jenes Zeitgeistes waren.

Zudem kann man unzweifelhaft behaupten, daß es sich bei "Extrabreit" um eine der meist unterschätzten, falschest eingeschätzten und mißverstandensten Bands der kühlen Dekade handelt. Grundehrlich, offensiv, ein ums andere Mal beißend sarkastisch ausformuliert, immer offenherzig und drastisch, ohne unbedingt in vulgäre Gefilde abzudriften, gab es kaum ein Thema, ob Politik, Mode, Lebens- oder Liebensgefühl betreffend, das Kai Hawaii und die Seinen nicht auf zutreffendste Weise aufspießten und zu immergrünen musikgeschichtlichen Großereignissen umarbeiteten.

Und, wie gerade beim gestrigen Hamburger Konzert eindeutig festzustellen war, haben viele der ultraschnellen, krassen, treibenden Zeitgeistvergackeierungen von "Extrabreit", die sich übrigens stilgerecht in grellen New-Romantic-Anzügen mit unverzichtbarer Lederkrawatte bekleidet, ihren Anhängern zeigten, auch und besonders im Heute und Hier nichts von ihrer inhaltlichen Aktualität und Brisanz eingebüßt.

Über 25 Perlen aus ihrer 30jährigen Bandhistorie präsentierten "Extrabreit", deren kürzlich verstorbener Langzeitbassist Wolfgang "Hunter" Jäger" seitdem von dem erst 33jährigen Jungspund Lars Larson hervorragend ersetzt wird, im prallgefüllten "LOGO", das auch 2007 – wie jedes Jahr am 30.12. – wiederum das Schild "ausverkauft" an seine Pforten heften konnte.

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Die Band, die bei urigen Altrockern, junggebliebenen 77er-Punks, nachgeborenen Gothics und alteingesessenen Deutschrockfreaks weiterhin gleichermaßen heißbegehrt ist, könnte weitaus größere Hallen füllen – Kai, Stefan und ihren Begleitern geht es aber bei der alljährlichen "Weihnachts-Blitztour" unter dem Motto "Das Jahr geht – Die Breiten kommen" immer wieder darum, so nah, wie nur möglich, an ihren beinhärtesten Fans dran zu sein – weshalb das "LOGO" Jahr um Jahr beinahe aus den Nähten platzt, wenn "Extrabreit" zwecks Jahresabschlußgig in die Hansestadt einfallen.

Mit einem krachenden Schlagzeugsolo von Rolf Möller, das in die bedrohliche Großstadtapokalypse "110" (1980) mündete, startete die ganz und gar "UNsentimental", aber niemals unironische, gar humorlose "Journey" in die Lebenswelten der frühen bis mittleren 80er Jahre.

Damals versprach die "geistig-moralische" Kohl-Regierung mehr "Glück & Geld" – "Extrabreit" machten daraus einen ätzend bööööösen Anti-Hymnus, der am 30.12.07 im "LOGO" genauso frisch und frech zum Zuge kam, wie die brillante Anamnese eines an "Kleptomanie" (Songtitel, 1982) erkrankten Wohlstandsbürgers oder die legendäre "Extrabreit"-Erkennungsmelodie "Hart, wie Marmelade", die im Frühjahr 1980 die allererste Single der "Breiten" darstellte und heutzutage auf Konzerten seitens der Band selbstironisch mittels eines nahezu akustischen Balladenintros eingeleitet wird. Dem gestrauchelten "Lottokönig" (1980) wurde ebenso im "LOGO" gehuldigt, wie der 1982 kurzzeitig anvisierten (sich aber niemals durchgesetzt habenden) TV-Erneuerung "Ich seh in 3-D" oder der sadomasochistisch veranlagten, bierblonden Traumfrau "Annemarie" (1981).

Nicht wenige Titel, die "Extrabreit" bereits vor über einem Vierteljahrhundert schrieben, genießen 2007 brennende Aktualität. So etwa der schleichend-scheppernde Kulthit "Polizisten", in dem es heißt "Polizisten speichern was sie wissen elektronisch ein / Alles kann ja irgendwann und irgendwie mal wichtig sein" – der derzeitige Bundesinnenminister Wolfgang Schäuble (CDU) in seiner momentanen Datensammlungswut hätte dem sicherlich nicht mehr viel hinzuzufügen.

Nur ein paar Tage nach dem feigen islamistischen Anschlag auf die pakistanische Oppositionsführerin Benazir Bhutto erscheint die unterschwellig rockende Punkballade "Der Präsident ist tot" – 1981 eine äußerst gelungene und höchstatmosphärische kreative Reflexion der Band des Attentats auf US-Präsident Ronald Reagan vom 30. März genannten Jahres – in einem ganz anderen, und dennoch so gleißend ähnlichen Licht.

Den grandiosen Superohrwurm "Ruhm" hatte Kai Hawaii 1984, laut eigener Aussage, dem kessen Früh-80er-Teenidol Nena gewidmet – eine herrlich überdreht ausgedrückte Geschichte über einen (möglicherweise) überforderten Jungstar, der als "Königin im Popcorn-Land" als "Millionending, weil die ganze Nation mit Dir singt" (Textzitate) geliebt und verehrt wird, ohne mit dieser Rolle so recht umgehen zu können... wie kommt es bloß, daß der Verfasser dieser Zeilen immer an Helene Fischer denkt, wenn er sich "Ruhm", seinen persönlichen "Extrabreit"-Favoriten, per "LP der Woche" (so hieß das Album, als dessen Singleaufhänger dieses zeitlose Zeitzeugnis seinerzeit fungierte) zu Gemüte führt...

Mag der einstige Bundeskanzler Kurt Georg Kiesinger im Volksmund als "wandelnder Vermittlungsausschuß" gegolten haben, so ist es keine Untertreibung, wenn man "Extrabreit" zum "punkenden Geschichtslexikon" ausruft!

Im April 2008 soll ein gänzlich neues Produkt von "Extrabreit" auf den Markt kommen. Daraus stellte das plietsche Quintett aus Hagen drei Songs vorab im "LOGO" vor – klassische, rasante Rock’n’-Roll-Nummern, mit einem guten Schuß "Beach Boys" und einer trefflichen Prise "Rolling Stones" angereichert.

"Heute spielt eine Deutschrockband" (o.ä.) ist brutalstmöglicher Chuck-Berry-Rock’n’Roll, "Tanz" glänzt durch wundervolle, mehrstimmige Chöre im Sinne der kalifornischen "Strandjungs". Das absolute Zeug zum Insider-Kulthit weist fraglos die bitterböse RAF-Parodie "Andreas Baaders Sonnenbrille" auf – ein unbescholtener Mann ordert per E-Bay einen glasigen Sonnenschutz mit Echtheitszertifikat...stellt nach Eingang des Pakets erstaunt fest, daß es sich bei seiner Bestellung – tatsächlich – um die einstige Brille des Yuppieterroristen Andreas Baader handelt... und wünscht sich von nun an nichts sehnlicher, als endlich mal der "Staatsfeind Nummer Eins" zu sein. Ein skurriler Plot, keine Frage, der aber für den Rezensenten schon jetzt – vor Beginn des Jahres 2008 – zu DEN musikalischen Höhepunkten der kommenden zwölf Monaten zählt!

Nach ein paar Beiträgen aus dem – zugegebenermaßen (nicht ganz zu Unrecht) eher untergegangenen – 2005er-Album "Frieden" (z.B. "Ewig singt die Balalaika"), eröffneten "Extrabreit" die fundamentale Pogo-Party, bei der kein Auge trocken blieb: "Flieger, grüß mir die Sonne", 1990 im Rahmen des seinerzeitigen NDW-Revivals zum radikalen Fetenrenner der Nachgeborenen avanciert, "Hurra, Hurra, die Schule brennt", ein hoffentlich nicht von Schülern der Berliner Rüttli-Schule liebend gerne aufgenommener Aufruf, ihr Lehrinstitut anzufeuern, sowie, kurz vor Ende des Abend, die extremst sarkastische Biographie des tollpatschigen Möchtegern-Rockstars "Joachim", der unbedingt "härter werden muß" – ein faszinierender Deutschrockreißer aus dem übelst unterschätzten 1991er-Opus "Wer Böses denkt, soll endlich schweigen", dem vermutlich textlastigsten, doppeldeutigsten, zugleich jedoch lyrisch anspruchsvollsten Album, das "die Breiten" wohl jemals veröffentlicht haben.

Ja, und den Schluß des hanseatischen "Weihnachts-Blitztournee-Konzertes" bildete mal wieder die kongeniale Lou-Reed-Adaption "Junge, wir können so heiß sein", das Schicksal des ewigen Versagers und Muttersöhnchens Karl-Heinz-Jürgen, der noch mit 35 Jahren von Frau Mama bekocht wird und dessen Vater sich im Treppenhaus eines trostlosen Wohnsilos aufgehangen hat, aufgebaut auf Harmonien von Reeds Großstadtdrama "Take a Walk on the Wild Side".

"Extrabreit", die niemals eine klassische NDW-Truppe waren, aber, wie Kai Hawaii eingesteht "den Scheiß eben mitgemacht" haben (zitiert laut Wikipedia.de), haben konstruktiven Anachronismus zum Selbstzweck gemacht. Sie leben in ihrer Zeit, vermitteln diese gekonnt und überzeugend an die unwissenden Nachgeborenen, sie sind betörend konservativ, marschieren aber zeitgleich (frei nach F.J. Strauß) "an der Spitze des Fortschritts".

Wenn all jene Sandkastenrocker, von "Juli" über "Silbermond" bis (würg!) "Tokio Hotel", die sich nach dem Millennium gemeingefährlich das Genre "Deutschrock" eingeheimst haben, längst Opfer des allgemeinen Vergessens geworden sind, dürften "Extrabreit" weiterhin jährlich, am Vorabend von Silvester, das "LOGO" bis auf den letzten Platz füllen – und Klasse 80er-Jahre-Hymnen intonieren, die auch dann noch so neu und zeitnah klingen werden, als seien sie soeben erst geschrieben worden!"
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