Teil 19

Das Jahr 1981 beginnt: Ronald Reagan tritt sein Amt als neuer US-Präsident an und droht dem sowjetischen "Reich des Bösen" gleich mit der Neutronenbombe, einer niedlichen neuen Waffe, die alles Leben vernichtet, Gebäude und Sachwerte aber unversehrt lässt.
In Europa spitzt sich der Streit um die Raketenrüstung weiter zu und Deutschland erlebt schwere Zusammenstöße zwischen Demonstranten und Polizei, so bei Demos der AKW-Gegner in Brokdorf oder der schnell wachsenden Hausbesetzerszene in West-Berlin.

Der rechtsextrem motivierte Bombenanschlag auf das Münchner Oktoberfest hat im September 1980 13 Tote gefordert und das Erstarken einer rechtsradikalen Szene ist ein viel diskutiertes Thema.
Es ist spürbar: die "sozialdemokratische" Ära der 70er geht definitiv zu Ende. Die Psyche der Westdeutschen schwankt zwischen Kriegsangst und Verunsicherung auf der einen und forschem Materialismus und "Coolness" auf der anderen Seite.
Aber auch das "Spirituelle" hat weiterhin Konjunktur, nur daß der Guru jetzt Baghwan heißt und 17 Rolls Royce-Limousinen besitzt.
Pink Floyd füllen mit ihrem düsteren Endzeit-Opus "The Wall" acht Mal hintereinander die Dortmunder Westfalenhalle. Einflußreiche Hits des Jahres sind so kühl-ästhetische Popsongs wie "Fade To Grey" von Visage, "Tainted Love" von Soft Cell oder "Vienna" von Ultravox.

In Deutschland entfaltet sich in diesem Jahr die ganze Kraft und Vielfalt der neuen Musikszene und auch für EXTRABREIT geht es rasant nach oben - dabei sieht es im Januar durchaus noch nicht danach aus:

"Wovon ich damals gelebt habe, weiß ich auch nicht so genau. Ich hing tageweise bei Kumpels in Wehringhausen rum, ging manchmal zum Duschen ins Stadtbad Mitte und bei Rainer hatte ich einen Deckel, der dem Logo der Glücksspirale glich. Meine Ausstattung bestand im Wesentlichen nur aus grüner Motorradlederjacke, Hawaii-Hemd, Jeans, Oregon-Turnschuhen und natürlich meiner Les Paul und dem Marshall. Aber irgendwie ging’s, auch wenn meine Uhr mal ins Pfandleihhaus wanderte..."
(Stefan Kleinkrieg)

Ein Anruf bei METRONOME bezüglich eines Vorschusses endet mit einem klaren Bescheid: "Herr Klein, Ihre Platten stehen wie Blei in den Regalen. Wir sind ein Wirtschaftsunternehmen und nicht dazu da, Ihre Band am Kacken zu halten."

Kai bewegt in Wochenendnächten seine Mietwagenkutsche – manchmal trifft er sich gegen 4 Uhr früh bei "Mazzola" auf einen Kaffee mit Rolf Brendel, Nenas Freund und Drummer der "Stripes", der ebenfalls auf dem "Bock" sitzt.
In der EXTRABREIT-losen Zeit zeichnet er und unterstützt außerdem Hoppe bei der Durchführung eines 2-tägigen "New Wave / Neue Welle"-Festivals, das im Hohenlimburger "Rockpalast" über die Bühne geht.

Mit Bands wie Neonbabies, Basement 5 und Killing Joke wird das Ding ein Ereignis für die Gegend...



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