Teil 20

"Es war ein wichtiger Event und sehr inspirierend: Am ersten Tag spielten u.a. die FEHLFARBEN und die NEONBABIES mit Inga und Anete Humpe, am zweiten Tag kamen BASEMENT 5, die gerade mit "Last White Christmas" einen kleinen Hit gehabt hatten und schließlich KILLING JOKE, deren Platten in unserer WG oft liefen. Das war eine sehr gute Performance." (Kai Havaii)



Die Briten, die mit ihrem apokalyptischen Beat und brachialen Gitarrenriffs die "New-Wave"-Szene spalten, lassen den Boden des "Rockpalast" vibrieren. Auf "Requiem" folgt "Wardance":
Ein nackter Typ, mit Asche bedeckt und mit Kriegsbemalung im Gesicht, federt mit zwei Fackeln herumfuchtelnd, in hohen Sätzen über die Bühne, um schließlich in der Menge davor zu landen. Er bahnt sich einen Weg zur Mitte des Saals, drängt die Leute auseinander und zeichnet einen Kreidekreis auf den Boden. In der Mitte des Kreises beginnt er, seinen Kriegstanz aufzuführen, um dann Feuer zu spucken, während die Band wie eine futuristische Kampfmaschine vorwärts walzt und Sänger Jaz Coleman sich die Seele aus dem Hals brüllt.

Auch BASEMENT 5 aus London fallen auf, nicht nur wegen ihres punkigen Dub-Reggae, sondern auch wegen endloser Streitereien untereinander beim Soundcheck und dann auch mit KILLING JOKE um die Reihenfolge der Bands. Der hünenhafte schwarze Sänger, der eine knielange, rote Türsteher-Livree mit Schulterstücken und Goldkordeln trägt, hat sich in Hoppes und Havaiis WG einquartiert und den Tag direkt mit einigen tiefen Zügen aus der Brandyflasche begrüßt. Die Pulle bleibt auch für den Rest des Tages stets in seiner Reichweite. Zwischendurch werden Grastüten von karibischen Ausmaßen gedreht.


"Wir waren ja auch keine Kinder von Traurigkeit, aber verglichen mit den meisten Briten, mit denen wir es im Lauf der Jahre zu tun hatten, lagen wir doch immer noch ein Stück zurück." (Kai Havaii)

Das wird sich auch rund 4 Jahre später wieder zeigen, als die BREITEN während ihrer Session in den Hansa-Studios an der Berliner Mauer wieder auf KILLING JOKE treffen, die im großen Saal des Studiokomplexes ihr bekanntestes Album "Night Time" aufnehmen. Dort hat man dann die Gelegenheit, sich näher kennen zu lernen...

Jörg Hoppes Hohenlimburger New-Wave.Festival macht jedenfalls einen starken Eindruck auf die lokale Szene und trägt auch zum Entstehen immer neuer Hagener Bands bei. Schon einige Monate später wird sich die Vielfalt und die Kreativität von Hagens "Golden Years" im ersten Hagen-Sampler "Alles aus Hagen" manifestieren...

Und als Kai Havaii nun nach seiner kurzen Auszeit zu EXTRABREIT zurück kehrt, hat er so etwas wie eine schemenhafte Vision eines kommenden neuen EB-Albums im Kopf , das die Atmosphäre des neuen Jahrzehnts in ganz eigener Weise beschwören soll. Doch bevor all dies im Laufe des Jahres Gestalt annimmt, muß sich erst noch die komplette Besetzung finden, mit der sich das alles kongenial umsetzen läßt...



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