Teil 27

Tourmanager Laumann geht in das grosse Fachwerkgebäude hinein, um die Lage zu peilen.

"Als er zurückkam, meinte er: &Mac226;Das sind Luden!‘ " (Kleinkrieg)

Und in der Tat: Die Veranstalter sind Frankfurter Unterweltler, die neben einer Disko in "Mainhattan" auch diesen Landgasthof betreiben – alles vierschrötige Gestalten, gern auch mit der einen oder anderen Zahnlücke. Zwei Rockertypen sind auch dabei. Die Herren sind bester Laune, haben sie doch für das EXTRABREIT-Konzert 500 Karten verkauft, bei einem gehobenen Eintrittspreis und einer Gage von 500 DM ein nicht zu verachtendes Spielgeld.

500 Karten? Die BREITEN sind einerseits freudig überrascht, andererseits aber auch etwas ratlos, als man den "Saal" im ersten Stock besichtigt. Hier kann man beim besten Willen nicht mehr als 250, allerhöchstens 300 Leute reinquetschen.

Einer der Gastgeber erklärt den Plan:
" Die, die hier oben nicht reinpassen, setzen wir solange unten in die Kneipe, wird voll, aber geht. Ihr spielt hier oben Euren Gig, während die unten saufen. Dann baut ihr unten kleines Besteck auf und muckt das Ding nochmal runter. Wir legen 500 drauf . Alles klar?"

Angesichts dieser klaren Argumentation und dem überzeugenden Auftreten des Sprechers willigt die Band nach kurzer Beratung ein. Zwei Sets a´ 60, 70 Minuten sollten kein Problem sein und um technische oder Platzprobleme schert man sich eh nicht. Bislang ist es noch immer gelungen, die Messe zu lesen, auch unter erschwerten Bedingungen. Und die zusätzlichen 500 DM bedeuten Sprit und Currywurst ohne Ende.

Nachdem das geklärt ist, lassen sich Laumann und Havaii in den obersten Stock führen, wo die Band schlafen soll, während die Crew im Keller übernachtet. Dort hat man liebevoll einige Matratzen ausgelegt.

"Wir betraten einen Raum im Dachgeschoß, mit schrägen Wänden, es war wirklich ein sehr schönes altes Haus. In dem Zimmer stand ein riesiges altes Ehebett, mit einer Puttenmalerei im Goldrahmen darüber und wahren Gebirgen von Oberbetten.
`Das ist das Bett für die drei Musiker` sagte unser Betreuer. `Aber wir sind doch fünf` meinte ich schwach. `Wie fünf? Hab ich mich verzählt. Ja, dann müsst Ihr würfeln. Matratzen gibt’s unten genug. Das passt schon!`
Dann liess er uns allein. Ich schlug eins der Plumeaus zurück. Auf dem blütenweissen Bezug lag ein säuberlich zusammengefaltetes Oma-Nachthemd.
Die alte Dame musste in großer Eile evakuiert worden sein."
(Kai Havaii)

Die beiden Konzerte werden ein voller Erfolg. Viele Leute sind aus Frankfurt gekommen, Leute, die "Ihre Grössten Erfolge" entdeckt haben, aber auch die Landjugend, die sich hier jeden Samstag routinemässig die Kante gibt.

Als alles vorbei ist, sitzt ein Teil der BREITEN noch mit den Gastgebern und einigen von deren angereisten Spezis beim Bier zusammen, als es plötzlich Streit unter den Frankfurtern gibt. Die Musiker verabschieden sich hastig und ziehen sich in den Kellerraum zurück, wo sich der andere Teil der Travel-Party bereits hingelegt hat.
Ein Stockwerk höher eskalieren die Meinungsverschiedenheiten und man hört deutlich, dass dort inzwischen eine wilde Schlägerei mit Geschrei und Mobiliarbruch im Gange ist.
Klose greift sich einen der an der Wand gestapelten Stühle, bricht ihm ein Bein ab, legt sich mit dem Knüppel wieder hin und wünscht gute Nacht.
Die anderen schweigen, ganz in die infernalischen Geräusche versunken, die von oben durch die Decke dringen. Nur Rolf Möller, der wie immer ein Handtuch um seinen Kopf gewickelt hat, weil er bei der Nachtruhe sehr geräusch- und lichtempfindlich ist, meint:

"Diese Nacht überleben wir nicht."



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