Teil 29

Und noch etwas hat sich geändert: Produzent und Verleger Hartwig Masuch alias Christian Schneider ist nicht mehr dabei. Die Band hat sich endgültig emanzipiert, das neue Album produziert man selbst – in Zusammenarbeit mit Tonmann Neuner. Dies fällt um so leichter, weil Hartwig nach der "Marmelade"-Session nur noch selten im Studio aufgetaucht ist, nachdem er gesehen hat, daß die Dinge quasi von selbst laufen.

Ausserdem wird auf Hoppes Anregung beschlossen, die Autorenrechte von WELCH EIN LAND: WAS FÜR MÄNNER! auf den Namen eines Bandmitglieds anzumelden, das verlaglich nicht an Masuch gebunden ist. Man ist nämlich der Meinung, daß die Verpflichtung ihm gegenüber mit den Verlagsrechten der ersten LP plus der Lizenzbeteiligung als Produzent (die höher ist als die der einzelnen Bandmitglieder) abgegolten sein muss.

So kommt es, daß alle eigenen Texte (die hauptsächlich von Havaii stammen) wie auch die Musik (die massgeblich von Stefan kreiert ist) bei der GEMA auf den Namen "Jäger-Ramig" registriert werden. Dieses ist Hunters GEMA-Name, eine Kombination aus seinem Nachnamen und dem Geburtsnamen seiner Mutter. Diese Autorenangaben erscheinen dann auch auf der Platte selbst.
Intern einigt sich die Band darauf, Plattenlizenzen wie auch Autoren-Einnahmen durch alle zu teilen.

Masuch ist über diese Entwicklung alles andere als erfreut. Die Affäre führt zu einem langen, nicht nur über die Hagener Presse ausgetragenen Grabenkrieg zwischen Masuch und Hoppe und es dauert fast zwei Jahre (als sich DIE BREITEN auf dem Zenit ihres Ruhms befinden), bis man sich wieder an einen Tisch setzt, zu einer gütlichen Einigung kommt und die Sache erledigt ist. Da diese Begegnung in einem Hamburger Szenerestaurant stattfindet, erhält sie intern die Bezeichnung "Hamburger Konsens".

Hartwig hat mit EXTRABREITs Debütalbum den Grundstein für ein hübsches Vermögen gelegt und arbeitet nach seiner Zeit als RAMBLERS-Sänger zielstrebig an seiner Karriere im Musikbusiness. Die BREITEN und er werden in den folgenden Jahren dann auch noch öfters an einem Strick ziehen.



Hartwig Masuch als Chef der BMG/UFA-Musikverlage (ca. 1996)


Es ist eine hektische Zeit, diese Monate des beginnenden Erfolges, kreativ und spannungsgeladen – ständig suchen Hoppe und die Band nach neuen Ausdrucksformen und neuen Herausforderungen.

Eine solche ist zum Beispiel die Einladung des Hagener Stadttheaters, das der Band anbietet, im Sommer 1981 zwei Auftritte im Tempel der Hagener "Hochkultur" zu absolvieren – im bestuhlten Saal und dem speziellen Flair einer Theaterbühne. Die Tickets sind frei erhältlich und so zögert man nicht lange, das Experiment zu wagen.

Und als sei dieses Ambiente ein mentaler Verstärker der elektrischen Spannungen, die sich um die Band herum aufgebaut haben, kommt es hinter der Bühne des Hagener Stadttheaters zu einem Vorfall, den Havaii und Kleinkrieg heute übereinstimmend als "Blackout" beschreiben...



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