Teil 34

Der schwergewichtige Radiomann Mal Sondock ist gebürtiger Texaner und pflegt seinen volltönenden Ami-Akzent als Markenzeichen. Blumig gratuliert er Hoppe zum sensationellen Einstieg von "Polizisten" in die Hörer-Charts der "Diskothek im WDR" und äusserst das dringende Begehren, die Band inklusive ihres Managers zu treffen.

Hoppe, der inzwischen intern unter dem Kürzel JAH fungiert - was nicht nur seine Initialen sind, sondern auch eine Anspielung auf das Rasta-Kurzwort für JAHWE (=Gott) – lässt sich nicht lange bitten und so wird schnell ein Termin für eine Begegnung in Köln vereinbart.

Als die BREITEN Tags darauf am frühen Nachmittag in der Produktionsfirma des umtriebigen DJ’s eintreffen, ist der Chef noch "zu Tisch". Zwanzig Minuten nach dem vereinbarten Termin walzt Sondock dann herein. Das Gesicht unter dem Stetson leicht gerötet und bestens gelaunt lässt sich der Meister schnaufend in seinen Sessel fallen und teilt mit, dass er soeben beim Japaner mit einem Geschäftspartner grosse Mengen Sake verzehren musste – "diese Business ist ja so schlimm".
Sodann brennt Sondock ohne Luft zu holen vor den staunenden BREITEN ein Feuerwerk von charmanten Bemerkungen ab, malt ihnen Bilder von Ruhm, Geld und goldenen Wasserhähnen, alles denkbar, alles greifbar, wenn, ja wenn man sich die richtigen Partner aussucht. Er, Sondock, sei ein grosser Fan der Band und habe die Karriere durch "Diskothek im WDR" bereits entscheidend befördert, jetzt komme es darauf an, die Spitze zu erklimmen und diese sei ja auch zum Greifen nah, es benötige vielleicht noch etwas "besonderen Einsatzes" von seiner Seite. Zufällig habe er erfahren, dass die Verlagsrechte für EXTRABREITS neue LP noch verfügbar seien, er habe da lange Erfahrung und eben auch einen Musikverlag.

Kurz und gut: wenn man hier "könnte ein bisschen kooperieren", sei dem Aufwärtstrend von "Polizisten" in seiner Sendung praktisch keine Grenzen mehr gesetzt.

JAH ergreift das Wort und verspricht, das Anliegen zu prüfen, man müsse jetzt zunächst intern und in Ruhe darüber reden, dies sei schliesslich eine Entscheidung von grosser Tragweite und sicher auch eine Frage weiterer Vertrauensbildung, aber gänzlich abgeneigt, nein, das sei man natürlich nicht, es brauche vielleicht noch ein wenig Zeit...


War auch Milchtrinker: Mal Sondock


Sondock macht ein paar seiner im Sendegebiet des WDR allseits bekannten Witze, erklärt sich sehr zufrieden mit dem Verlauf des ersten Rendezvous und bittet die BREITEN um ein paar Sprüche für die nächste Sendung. Bereitwillig spricht man auf das herbeigeschaffte Bandgerät, stellt sich einzeln vor und gibt zu Protokoll, wie sehr man sich freue, in "Diskothek im WDR" vertreten zu sein und überhaupt.
Das geht grösstenteils alles glatt, lediglich Hunter kommt nur bis zu "Ich bin der Hunter und ich freu mich..." Da das ja aber auch für sich schon ein schönes Statement ist, belässt man es dabei und verabschiedet sich.

Auf der Heimfahrt ist man sich einig: man hat keineswegs die Absicht, die eigenen, soeben noch hart umkämpften Verlagsrechte gleich wieder zu verhökern – "für einen warmen Händedruck und die zugegebenermassen wichtige Radio-Promo, die aber eh schon lief..."(Havaii).
Kleinkrieg äussert Zweifel, ob man denn "mit erwachsenen Männern, die warmen Schnaps aus Blumenvasen trinken" Geschäfte machen sollte.

Aber als unsere Helden am darauf folgenden Mittwoch zur Sendezeit von "Diskothek im WDR" im "Erich" unterwegs sind und rechtzeitig das Sendegebiet des WDR erreichen, ist die Spannung natürlich gross. Und in der Tat erwartet sie eine Überraschung...



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