Teil 36

An einem kalten, aber eisfreien Dezemberabend des Jahres 1981 landen die BREITEN (ohne Manager JAH, aber in Begleitung von Bandkumpel Wolfgang Luthe) auf dem Flughafen Wien-Schwechat:

"Es war das erste Mal, dass wir zu einem Konzert flogen und als wir durch die Zollkontrolle kamen, erwartete uns ein Empfangs-Komitee der ganz besonderen Art. Neben dem örtlichen Promoter waren fünf ausnehmend atttraktive junge Damen dabei, sogar mit Blumenstrauss. Der erste unserer drei Gigs im U4 fand erst am nächsten Abend statt und wir fuhren dann in mehreren Autos inklusive einer Radio-Reporterin von Ö3 zu einem Heurigen-Lokal im Wienerwald etwas ausserhalb der Stadt..." (Kai Havaii)

Der Abend nimmt einen bizarren Verlauf. Nach Tafelspitz und Palatschinken kommen die Obstbrände auf den Tisch. Und nachdem man schon die Empfehlung des Gastgebers, den Heurigenwein mit Wasser zu verdünnen, in den Wind geschlagen hat, strebt die Stimmung nun rasch ins Entäusserte. Auch die schon erwähnte Damenriege, die sich von der Architekturstudentin über eine Stewardess bis hin zur Erbin des FISCHER-Ski-Imperiums aus respektierten Mitgliedern der Wiener Boheme zusammensetzt, wird zusehends lockerer. Schon bedient man das Klischee des "Sekt- aus–den-Schuhen-der-Damen-trinken", mit dem feinen Unterschied, dass Hunter hochprozentigen Schnaps in die Pumps giesst.
Kleinkrieg und Luthe liegen sich tränenüberströmt in den Armen, nachdem Stefan sich seines vor 20 Jahren verschiedenen Grossvaters erinnert hat, während Public die Stimmung weiter anheizt, indem er versucht, mit den Resten des Nachtischs in die Dekolletees der kreischenden Damen zu treffen. Zu all dem schrammelt die etwas schmierige Heurigen-Kapelle Wiener Lieder und Havaii setzt der neben ihm sitzenden Ö3-Reporterin die Texte von "Welch ein Land, was für Männer" auseinander.

"Ich quatschte die ganze Zeit ihr Bandgerät voll. Schliesslich stimmte die Kapelle ‘Es zittern die morschen Knochen der Welt vor dem grossen Krieg‘an" (Kai Havaii)

Die Radio-Reportage über diesen Abend, die am nächsten Tag ausgestrahlt wird, heizt das Interesse an der Band, die in Wiens "In-Kreisen" bereits einen besonderen Status geniesst, weiter an.

Die drei Konzerte, die dann über die Bühne gehen, enttäuschen die Erwartungen nicht. "Tout Wien" ist angetreten, um EXTRABREIT zu sehen, auch Johann Hölzl alias FALCO, der nach seiner Zeit bei "Drahdiwaberl" gerade seine Solokarriere startet, gratuliert. Als er ein halbes Jahr später mit "Der Kommissar" einen Welthit hat, ist jedem, der das U4 kennt, klar, woher er die Inspiration dazu hat: in dem unterirdischen Club liegt der Schnee knöchelhoch, Models, Transvestiten, Modepunks und Wahnsinnige aller Art lassen in der Tat den Eindruck entstehen: "Ganz Wien ist auf Kokain"...

Zwischendurch absolviert man zwei Auftritte im österreichischen Fernsehen und erstmals taucht in Gestalt von Frederic "Zwie" Gabowicz auch ein Fotograf der BRAVO auf, der extra aus München angereist ist.


Ausriss aus der ersten BRAVO-Story: Hunter und Kleinkrieg im U4


Krönender Abschluss der Österreich-Expedition der BREITEN ist dann eine später gerne erzählte Begebenheit, die allerdings einen grossen Teil der sauer verdienten Drei-Tages-Gage aufzehrt...



zurück weiter