Teil 39

Mayer, der von den BREITEN wegen seiner gleichzeitig konspirativen und wortreichen Art bald "der Pirol" genannt werden wird (analog zu einem Agentenfilm, in dem die Geheimlosung "Heute nacht pfeift der Pirol!" eine Rolle spielt), hebt zu einer längeren Rede an.

Er erklärt nochmals, dass man AUSTRIA TABAK unbedingt schröpfen müsse, schliesslich sei das für eine gute Sache, man müsse "dieser wichtigen Band" zusätzliche Mittel für ihre Arbeit zuführen. Dann schlägt er vor, als Mittelsmann selber Kontakt zu dem Wiener Konzern aufzunehmen, um ihm eine einmalige Unterstützungs-Zahlung "für die weitere Entwicklung der Band" abzuhandeln, die mit der "Milde-Sorte"-Textzeile im "Polizisten"-Hit der Marke "unschätzbare Werbedienste" geleistet habe.

Die Band fasst es kaum. Bei der Entstehung von "Polizisten" hat man natürlich an nichts weniger als an "Product Placement" gedacht, ein Begriff und eine Praxis, die zu dieser Zeit noch nicht wirklich existieren. Die Erwähnung allgegenwärtiger Marken im Text (wie auch "Bravo" oder "McDonald’s") haben dazu gedient, Direktheit und Alltagsbezug des Textes zu verstärken.

Allerdings ist die Idee, einen Tabakkonzern nachträglich um eine grössere Geldsumme für die Erwähnung einer seiner Marken - vor allem in diesem höchst sarkastischen Zusammenhang - zu erleichtern, auch zu abgefahren. Dieser Typ muss verrückt sein wie ein Märzhase.

Nachdem Mayer fertig ist, nimmt er einen tiefen Zug aus seinem Hefeweizen und streicht sich über den roten Fusselbart, um seinen Vortrag wirken zu lassen.
Nach kurzer Diskussion findet die Band die Sache einfach zu spannend, um nicht die Probe auf’s Exempel zu machen. So wird Mayer ermächtigt, Kontakt zu AUSTRIA TABAK aufzunehmen...

Am nächsten Tag sieht man sich in einem extra reservierten Kinosaal das erste Rohmaterial des neuen Spielfilms von Rüdiger Nüchtern an, zu dem EXTRABREIT einige Songs beisteuern sollen. Man ist eher ernüchtert...

Am Rande dieses Screenings kommt es dann zu einem netten Auftritt des mitgereisten METRONOME-Vertreters. Er versucht, Havaii und Kleinkrieg zwischen Tür und Angel eine Unterschrift zur Verlängerung des ersten - logischerweise sehr niedrig dotierten - Plattenvertrages abzuluchsen.

"Da brauchen wir doch kein langes Theater machen..." meint der METRONOME-Mann kumpelig grinsend und tastet nach seinem Kugelschreiber...

Nachdem man sich darüber ausgelacht hat und unser Plattenmann die Formulare ungesehen wieder in seinem Sakko verstaut hat, geht es zur "Harlachinger Einkehr", wo Nüchtern einen Gig für die BREITEN klar gemacht hat . Dieses Lokal ist ein rustikales Gasthaus irgendwo in der Peripherie, in dem die Münchner Filmszene gern mal einkehrt, um bei bayrischem Wurstsalat und Schweinebraten den Zustand des deutschen Kinos zu debattieren...



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