Teil 03

Im Herbst des Jahres 1979 zeigt sich, dass die EXTRABREIT-typische Kunstform des schnellen 2-Minuten Popsongs und die aggressiv-ironischen Texte immer mehr Freunde finden. Unter Eingeweihten kursieren erste Demo-Tapes.

Jetzt kommt Havaiis Mitbewohner JÖRG A. HOPPE ins Spiel. Mit Havaii verbindet ihn nicht nur die gemeinsame Zeit bei einem linken Hagener Alternativblatt, sondern auch die Leidenschaft für’s Comiczeichnen, Free-Style-Grafik sowie den Sex-Pistols-Film "The Great Rock ´n Roll Swindle". Der Streifen erklärt in mehreren Lektionen, wie man aus einer scharfen Band eine berühmte Band macht und Hoppe möchte mit EXTRABREIT die Probe aufs Exempel machen. Ein für November geplantes Konzert in der Hagener "Kronenburg" wird strategisch vorbereitet: Jedes der 200 Plakate, die das Ereignis ankündigen, ist individuell gestaltet: über dem EXTRABREIT-Kopf (dieses klassische, heute noch verwendete Band-Logo haben Hoppe und Havaii in einem antiken Comic-Heft entdeckt) befindet sich eine Sprechblase mit stets unterschiedlicher Message – z.B. Warnhinweisen für Eltern. Überall sieht man jetzt auch den Aufkleber "EXTRABREIT IN DIE 80er", man streut Gerüchte über die exzessive musikalische Performance der Band und den Happening-Charakter des Events. Am Abend des 9. November zeigt sich, dass die Rechnung aufgeht: Hunderte drängen sich in der kleinen Location, noch viel mehr aber müssen an der Tür des aus allen Nähten platzenden Ladens abgewiesen werden. Bei offenen Türen versucht man draussen, wenigstens akkustische Fetzen des Geschehens zu scannen.

Der Abend beginnt mit einem Auftritt von Hoppe. Der lange (und langhaarige) Manager, der schnell in die Rolle des sechsten Manns hineingewachsen ist, schreitet in Netzstrümpfen und goldenen Pumps (die er von einem Mitglied des mit "Ton, Steine, Scherben" verbundenen Hamburger Schwulentheaters "Brühwarm" geliehen hat) zum Mikrofon. Dann verliest er das Gedicht "Extrabreit", das der Hagener Dadaist Wolfgang Luthe (auch er ein Insasse der B 56) eigens für diesen Anlass verfasst hat. Anschliessend bringt Drummer HORRIBLE HORN, "Narcotic Allstar", den Wetterbericht: "...nach dem Durchzug einiger Rauchgeräte erfolgt der Niederschlag der betreffenden Personen..."

Das letzte Wort ist noch nicht verklungen, da eröffnet KLEINKRIEG mit dem Hochgeschwindigkeitsriff des Einminüters "Punk City" den musikalischen Teil des Abends...



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