Teil 06

HORRIBLE HORN (23) alias Gerhard Sperling ist ein bleistiftdünner, jeden Rahmen sprengender Typ, der zuerst durch sein Outfit auffällt. Seine weisse Damenlederjacke und die Schiebermütze, unter der gewaltige Bartkoteletten hervorquellen, kombiniert er mit in Reggae-Farben gestreiften Hosen und den halbhohen Schnürschuhen seiner verstorbenen Grossmutter. Sein manisches und keinem chemischen Selbstexperiment abgeneigtes Temperament hat den ehemaligen Theologiestudenten, der aus einfachen, ländlichen Verhältnissen stammt, in die Rolle eines höchst unterhaltsamen Enfants Terribles hineinwachsen lassen, das die Ausstrahlung der frühen EXTRABREIT stark mitprägt. Sein damals unter LSD-Einfluss in die Nacht gebrülltes Bekenntnis "Ich habe mich einem Dämon verschrieben - und der heisst Leben!" könnte auch einer der Leitsätze über der kollektiven Biografie der Band sein. Wie Havaii macht er die nächtlichen Strassen Hagentowns als Mietwagenkutscher unsicher.

Als KLEINKRIEG nach seiner Bundeswehrzeit mit ihm die Urzelle einer neuen Gitarrenband bildet, fällt dem in dieser Hinsicht ganz Unbeleckten die Rolle des Drummers zu.

RALF CORLEONE (sein wahres Alter blieb stets im Dunkeln), wie der dunkelhaarige, schweigsame Typ am Bass von seinen Kollegen bald genannt wird, heisst eigentlich Ralf Teuwen und ist von einer etwas geheimnisvollen Aura umweht. Seine Herkunft ist unklar, es heisst, er sei im Heim aufgewachsen. Irgendwann in der Hagener Szene aufgetaucht, ist er auf Grund seines markanten Aussehens und seiner zurückhaltenden Art auch bei den Damen sehr beliebt. Bei den EXTRABREIT-Gigs steht er stets sonnenbebrillt und meist bewegungslos vor seinem Verstärker, seinen eigenen, eher sanften Bassläufen nachhängend, wobei nur hin und wieder ein mafioses Grinsen auf seinem Gesicht erscheint.

Der fünfte Mann des Line-Ups ist PIET WORTMANN (28), der als einziger eine gewisse Erfahrung als Musiker hat. Der kleine Gitarrist, dessen Haupthaar sich schon in jungen Jahren gelichtet hat, hat schon in einer halbprofessionellen 70er-Rockband gespielt.
Sensibel und hochmusikalisch trägt er einiges zur Festigung des Stils der Band bei, was sich auch in seiner Mitautorenschaft bei "Sturzflug" und "Es tickt" manifestiert. Noch ist nicht zu erkennen, dass er sich in einem quälenden inneren Konflikt befindet, der schon bald dazu führen wird, dass er unter dramatischen Umständen aus der Band ausscheidet.



V.l.n.r.: Piet Wortmann, Ralf Teuwen, Kai Havaii, Horrible Horn, Stefan Kleinkrieg



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