Teil 09

Das als "Konzert der 7 Zwerge" in die interne EB-Geschichte eingegangene Ereignis wird dennoch ein psychologischer Erfolg, denn die BREITEN spielen auf, als stünden sie auf der Bühne der Westfalenhalle. Nach 90 Minuten verlassen sieben eingeschworene EXTRABREIT-Fans den Saal.
Kleinkrieg: "Wir hatten vor dem Gig die "Eins plus-Doktrin" verabschiedet: Sobald einer mehr da ist als die Band, wird gespielt."

Gut besucht ist im Gegensatz dazu ein Auftritt in der "Tarantel" in Berlin. Hier hakt es eher an der Zusammenstellung der auftretenden Künstler: Als zweite Band präsentiert sich nämlich die holländische Schlaftabletten-Combo "De Bots" ("Das weiche Wasser höhlt den Stein") Die in einschlägigen Müsli-Kreisen und Strickrunden hochverehrten Friedens-Schnulziers und und die ironischen, ungeschliffenen EXTRABREIT - das grösstenteils aus "De Bots"-Anhängern bestehende Publikum starrt feindselig auf die Bühne...

Am nächsten Tag schreibt eine Berliner Tageszeitung:

Dröhnender Phon – Rock im Abseits –
Abend der Gaukler:
"Extrabreit" in der "Tarantel"...

Das Jahr schreitet voran, es ist ein langer Winter, man probt, testet live neue Stücke und fiebert der Single-Veröffentlichung im April entgegen.

Aber mit dem Beginn des ersten Frühlings im neuen Jahrzehnt brauen sich dunkle Wolken zusammen. Es entfalten sich jene unberechenbaren Kräfte, die wie alles andere zur Aura der Band gehören, Kräfte der Zerstörung und des Neubeginns. Die Achterbahnfahrt von EXTRABREIT hat begonnen, die Geister sind gerufen und werden schon bald ihre Opfer fordern. Es beginnt eine Zeit der sich überschlagenden Ereignisse: Geniale Momente, Trennungen und Wirrungen, schicksalhafte Wendungen. Am Ende dieser Phase, in etwa 9 Monaten, wird die Band ein ganz anderes Gesicht haben. Am Anfang dieser Entwicklung steht ein dramatisches und schockierendes Ereignis.

Mit Piet Wortmann hat sich in den letzten Wochen eine Wandlung vollzogen. Ein Schatten hat sich auf seine Seele gelegt, Selbstzweifel und Ängste drohen den kleinen, sensiblen Mann, der ein paar Jahre älter als seine Kollegen ist, zu ersticken. Zunehmend fühlt er sich als Fremdkörper in der Band, auch privat ist etwas in die Brüche gegangen.

Spätabends am Ostermontag 1980 verdichtet sich seine Verzweiflung derart, dass er mit dem Band-Bully zu einem abgelegen Waldparkplatz fährt, mit dem mitgebrachten Schlauch die Abgase zu sich in die Fahrerkabine leitet und erst in letzter Sekunde von einem zufällig vorbeikommenden Autofahrer aus dem Wagen gezogen wird.

"Piet wurde von uns allen gemocht und respektiert. Das, was da seit einiger Zeit in ihm vorging, haben wir wohl nicht richtig begriffen. Wir waren jung und auf dem Sprung, daß Piet sich so ausserhalb empfinden würde, war nicht in unserer Vorstellung. Erst viel später, als ich mit ihm darüber sprach, begann ich seine Gefühle besser zu verstehen..." (Havaii)



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