Als Erster wirft Manager Jörg A. Hoppe das Handtuch. Ihm war schon "Marmelade" nicht "punkig" genug und er zieht sich mit seiner Freundin Gabi Lappen in einen Probenkeller zurück, um dort selbst den Bass zu zupfen. Es kommt zum Zerwürfnis zwischen ihm und Produzent und Verleger Masuch, der wiederum an anderer Stelle auf Veränderung drängt: Horns Rückhalt in der Band schwindet, seine Unberechenbarkeit kommt nicht mehr so gut an. Erstmals taucht in Gesprächen Kleinkriegs Kindergarten-Kumpel Rolf Möller als möglicher Nachfolger auf. Und mit dem Sommer neigt sich auch die kurze Ära Carlo Karges bei EXTRABREIT dem Ende zu. Der kleine, rastlose Gitarrero, der schon seit den Siebzigern immer wieder in verschiedenen Bands wie Tommorrows Gift und Novalis kürzere Gastspiele gegeben hat, will zurück nach Berlin, um dort weiter Livejobs zu machen und gleichzeitig ein eigenes Bandprojekt auf die Beine zu stellen. An einem strahlenden Septembermorgen begleiten Kai und Stefan ihren Teilzeit-Kollegen zum Bahnsteig. Zuvor hat man im Auto noch ein finales gemeinsames Pfeifchen geraucht. Carlo überreicht Kai zum Abschied ein Buch von Prentice Mulford, eine Art "spirituellen Ratgeber" aus den Dreissigern mit dem Titel "Vom Unfug des Sterbens". Als Carlo Karges im Januar 2002 in einem Hamburger Krankenhaus an Leberversagen stirbt, hat er längst Popgeschichte geschrieben. Als Autor von Nenas größten Hits, Gitarrist bei Konzerten rund um den Globus und einer Flut von Gold- und Platinplatten hat er seinen großen Traum verwirklicht und ist zugleich daran zugrunde gegangen. "Mit ihm ging ein charmantes Schlitzohr und ein großer Träumer. Er war besessen, von dem, was er tat." (Kai Havaii) Als Kleinkrieg und Havaii nach der Abfahrt des Zuges schweigend durch die sonnendurchflutete Bahnhofshalle gehen, befindet sich EXTRABREIT bereits im Zustand der Erosion. Wenige Tage später teilt Kai Stefan am Telefon mit, daß er ebenfalls die Band verlässt...
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