Der Sommer neigt sich dem Ende zu, als die BREITEN mit dem Kölner Fotografen Barney Schaub (der gerade einige viel beachtete SPEX-Titelbilder geschossen hat) HAGENTOWN durchstreifen. Auf der Suche nach guten Motiven begibt man sich zunächst ins Museum, wo die kommenden "phantastischen 5" unter fünf Engelsportraits posieren. Anschliessend geht es zur Polizeiwache in der Prentzelstraße, praktisch nenenan. Dort drückt man sich eine Weile herum, um einen günstigen Moment abzupassen, in dem man eine am Bordstein geparkte Polizeischleuder in das Bild integrieren kann. Schon 1980 ist ein erster Versuch gescheitert, von der Polizei eine Sondergenehmigung zur Veröffentlichung eines Radarfotos zu erwirken, auf dem der mit EB-Schriftzügen besprühte VW-Bulli der BREITEN mit exakt 84 km/h in der Hagener Innenstadt geblitzt worden ist. Auf diesem leider verschollenen Zeitdokument sind zwar schemenhaft, aber völlig eindeutig einige BREITGESICHTER zu erkennen. Das Gesuch ist damals brüsk abgelehnt worden, mit dem Hinweis, dass Polizeifotos nicht zu "Werbezwecken" mißbraucht werden könnten. Nun aber - zur bevorstehenden Veröffentlichung von "Polizisten" - soll es gelingen, irgendeine "gemeinsame Situation" zwischen Polizei und EXTRABREIT zu erzeugen und auf Film zu bannen. Der Versuch mit dem Polizeiwagen scheitert noch, weil ein auftauchender Beamter die beim Wagen herumlümmelnden Musiker und den Fotografen auffordert, sofort zu verschwinden. Nachdem man eine weitere halbe Stunde etwas abseits der Hagener Zentral-Wache auf die Lauer gelegen hat, geschieht das Ersehnte: Zwei zeittypische Verteter der Spezies, die EXTRABREIT gerade so leidenschaftlich besungen hat, betreten das Trottoir und beginnen ihren nachmittäglichen Rundgang durch die City. Nachdem man gesehen hat, welchen Kurs sie einschlagen, hastet Barney mit seiner Kamera um den Häuserblock, um das Duo von vorne abzupassen. Die Band schlendert inzwischen in vorsichtigem Abstand hinter den Beiden her. In Blickrichtung der BREITEN und vor den beiden Beamten taucht nun Barney auf und hebt die Kamera in Hüfthöhe. Die Band stellt sich in Positur und dem Fotografen gelingen ein paar schnelle Schüsse. Nachdem man den beiden Beamten schwarze Augenbalken verpasst hat, was nicht nur juristisch korrekt ist, sondern der Szene noch ein besonderes Flair verleiht, wird das Bild eins der meistgedruckten EXTRABREIT-Fotos im Jahr 1981. ![]() V.l.n.r.: Zwei unbekannte Grüne, Havaii, Möller, Kleinkrieg, Public und Hunter * Im "Reggae-Büro" hinter der "Sumpfblüte" arbeitet Jörg A. Hoppe rastlos und unermüdlich, um das öffentliche Bild der Band zu formen. Bodenständig, aber auch unberechenbar; lasziv, aber auch politisch; populär, aber auch subtil irgendwo zwischen diesen scheinbar so gegensätzlichen Polen changiert das Image von EXTRABREIT und macht die Band zu einer der schillerndsten und meistdiskutierten Erscheinungen der neuen deutschen Musik. Diese Aussendarstellung entspricht der Bandbreite innerhalb der Band und ihrer Persönlichkeiten und so ergibt sich vieles spontan, man weiß zu dieser Zeit instinktiv ziemlich genau, was man zu tun hat. Dazu gehört auch das Experimentieren mit verschiedenen Fotografen, Slogans und grafischen Elementen. Dies zeigt sich auch in der wachsenden Zahl von Bekenner-Accessoires wie den in den frühen 80ern so beliebten "Badges" (in den 70ern noch "Meinungsknöpfe" genannt), Aufnähern, Aufklebern und immer neuen Autogrammkarten. ![]() Noch eine Autogrammkarte von 1981* Hoppe als Pop-Art-Verehrer, Havaii als Werbegrafiker und Kleinkrieg als gelernter Dekorateur haben eine besondere Ader für die Sprache der Symbole, Zeichen und Bilder und so ist EXTRABREIT eine Band, die schon damals die sich erst abzeichnenden Möglichkeiten des modernen Merchandising zu nutzen versucht. * mit Dank an Hometowner Thorsten Knublauch, der uns schon einige schöne Scans zur Illustration unserer STORY zur Verfügung gestellt hat !
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