Teil 46

Solche Sensationsreportagen heben eher das Interesse des wirklichen EXTRABREIT-Fans, handelt es sich doch hier um eine Band, die sich wohltuend vom biederen Klamauk anderer "NDW"-Acts abhebt. Die BREITEN sind das Sprachrohr der Unangepassten, der Schulversager und der Auroritätsverweigerer - getreu der Textzeile "Ein kleiner Aufstand findet immer statt" ("Es tickt").

So genießen unsere Helden den frisch erworbenen Popstar-Ruhm eben auf ihre Weise. Jetzt kommen auch des Öfteren Substanzen ins Spiel, über die wenig später in einem bemerkenswerten Track auf dem dritten Album "Rückkehr der phantastischen 5" eher kritisch bilanziert wird: "Ich kann nicht schlafen, ich kann nicht essen, es ist so teuer, ich werd zum Ungeheuer". Natürlich ist dieses "Am-Tisch-riechen" oder "Sich-einen-Schnabel wachsen -lassen", wie es im internen Sprachgebrauch heißt, keine exklusive Spezialität der BREITEN. In den "gehobenen" Kreisen der Musikszene (und nicht nur der) ist die Kokserei der neue Hit. Die "Künstlerdroge" der 20er Jahre erlebt Anfang der 80er eine (be)rauschende Renaissance - auch wenn Preise von bis zu 300 DM pro Gramm noch die flächendeckende Verbreitung verhindern.

"Damals ging es so los, dass manchmal Club-Veranstalter was anboten oder Journalisten, die man kannte, die vereinbarte Anzahl von "T-Shirts" (= Gramm-Päckchen") ins Hotel lieferten. Wir nahmen gern alles mit, was das neue Leben anbot und damals hatte man ja auch noch ein bemerkenswertes Stehvermögen." (Kai Havaii)

Die "Levis"-Tour mit SPLIFF, INTERZONE und PRIMA KLIMA bietet einige Gelegenheiten, um mit anderen Musikern dem neuen Hobby zu frönen und Runden zu bilden, bei denen die Anwesenden "mit weit aufgerissenen Lichtern" (Kleinkrieg) über die letzten Seinsgründe debattieren , wobei sich der eine oder andere zwischendurch auch mal mit einem der mitreisenden Groupies zurückzieht. Unterwegs hat man nämlich einige Mädels aufgegabelt, die nun zur ständigen Travel-Party gehören. Von der ätherischen Blondine, die auf Wunsch auch gern ins Straps-Geschirr fliegt bis zur angepunkten Tochter arabischer Einwanderer reicht das Spektrum. Das Schicksal von "Wüstenwind", der letzteren Dame, die mit einer zwar harmlosen, aber unangenehmen Zyste zu kämpfen hat, rührt INTERZONE-Sänger Heiner Pudelko so sehr, dass er eines Morgens beim Frühstück mit seiner preußisch-schnarrenden Stimme bekannt gibt: "Ich zahl‘ ihr die Operation!"

Auch das temporäre Erscheinen von Publics Freundin "Püppi", einer atemberaubenden, klassisch proportionierten Rauschgold -Blondine aus Hometown, löst bei den anderen Bands enthusiastische Reaktionen aus, ein Umstand, der den EB-Gitarristen zwischenzeitlich etwas gestresst wirken lässt. Da ist es ein Segen, dass Chef-Ladykiller Manne Praeker schon regelmäßig Erleichterung findet, indem er mit der kurvigen Crew-Köchin zwischen der Zubereitung von Hauptgang und Dessert gern mal im Stehen eine Nummer schiebt. Havaii wiederum verbringt Tage damit, die mitreisende, kühl-attraktive Fotografin in sein Hotelbett zu reden, ein Unternehmen, das erst gegen Ende der Tour von Erfolg gekrönt ist. Bernhard Potschka, der fränkisch-gemütliche SPLIFF-Gitarrist , der mit seinen instrumentalen Fähigkeiten immer wieder für Erstaunen sorgt und dessen sorgsam gestopften, riesigen Haschpfeifen gefürchtet sind, mag es hingegen ganz straight: Nach dem Konzert in seiner Heimatstadt Würzburg zieht er sich zur Feier des Tages mit zwei Edel-Damen des ältesten Gewerbes der Welt sowie mehreren Flaschen Champagner auf sein Zimmer zurück.

Trotz all dieser Zerstreuungen, trotz Sex and Drugs steht der Rock ‘n Roll nach wie vor im Vordergrund: Man kann sagen, dass die Besucher der Package-Tournee voll auf ihre Kosten kommen, denn alle Beteiligten nehmen ihren Job sehr ernst.

In diese Idylle platzt nun die Nachricht, dass die schon erwähnte Zeitschrift POPROCKY (intern "Rock-Pipi" genannt) einen neuen großen EXTRABREIT-Skandal ausgegraben hat...



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