Teil 50

"Wir waren sehr, sehr schnell an diesem Abend." (Kai Havaii). In der Tat: Die BREITEN legen einen Parforce-Ritt durch ihren 45minütigen Set hin, der keine Fragen offen lässt. Möller trommelt, als sei Beelzebub hinter ihm her und die Band folgt mühelos. Havaii hechelt, singt und brüllt, was die Lungen hergeben, beschwört die Massen mit erhobenen Armen, wirft sich auf den Boden, um gleich darauf wieder den charakteristischen "Havaii-Shuffle" aufzuführen. Das Publikum erlebt eine gut eingespielte, selbstbewusste Band, die keine Kompromisse macht.* Manchen Zweiflern wird an diesem Abend deutlich: EXTRABREIT sind eine punkige Rockband, die ihren ganz eigenen Ausdruck gefunden hat und kaum in die bekannten Schubladen einzuordnen ist. Die BandBREITE von Tresenhymnen wie "Flieger" bis zu Kopfnahrung wie im "Führer" und im "Präsidenten" macht das EXTRABREIT-Universum aus und das ist bis zum heutigen Tag so. Vielleicht könnte man die Haltung der Band so zusammenfassen: Die Welt ist ein Sauhaufen und davor kann man die Augen nicht verschließen, aber man darf sich durch diese Tatsache auch nicht komplett die Laune verderben lassen...

*Der TV-Mitschnitt dieses legendären Auftritts wird auf der kommenden DVD enthalten sein.







Fotos aus dem Archiv von T. Knublauch



Nach "Rockpop in Concert" und dem am nächsten Tag absolvierten Auftritt im Reitstadion in München-Riem, wo man zusammen mit ZZ Zop vor 35.000 Leuten steht, gönnt sich die Band einen mehrwöchigen Urlaub. Kleinkrieg, Hunter und Uli verbringen diesen im Wohnmobil an der Cote d’azur, während JAH und Havaii sich für einen Trip noch Israel entschieden haben. Nach einem kurzen Aufenthalt in Tel Aviv schnorcheln die beiden in Eilat am Golf von Akkaba in der psychedelischen Unterwasserwelt des Roten Meeres und erleben die auch in diesem Badeort hoch angespannte Atmosphäre, als am 6. Juni 1982 israelische Truppen im Norden die libanesische Grenze überschreiten, Auftakt einer neuen Runde in der langen Reihe der Nahost-Kriege.

"Bereits bei der Einreise war unser Gepäck besonders eingehend inspiziert worden, nachdem man auf Jörgs Koffer einen Aufkleber mit der Silhouette eines Starfighters entdeckt hatte. Auf die Frage, was dies zu bedeuten hätte, antwortete Jörg etwas in der Art wie "Just design", was der Offizier mit ziemlich verständnislosen Gesichtsausdruck quittierte. Es war eine besondere Erfahrung, sich in einem Land aufzuhalten, dass sich praktisch in einem permanenten Kriegszustand befindet." (Kai Havaii)

Als Hoppe und Havaii Ende Juni wieder in Hometown eintreffen, stehen nicht nur der Beginn der Arbeiten an EXTRABREITs drittem Album an, sondern auch ein Umzug für beide. Nach viereinhalb gemeinsamen Jahren geht die Zeit der B 56 zu Ende, jener ganz besonderen WG, die in vielfältiger Weise mit der Entwicklung von EXTRABREIT verflochten war...



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