Teil 31

Sommer 1981: in der Glotze haben "Dallas" und Schimanski ihr Debüt und in London heiraten Charles und Di, während sich in Westberlin Hausbesetzer und Polizisten immer brutalere Schlachten liefern, bei denen schliesslich auch ein Demonstrant ums Leben kommt. Man spricht über die jüngsten RAF-Anschläge auf US-Militäreinrichtungen und den Film "Das Boot", der ein Riesenerfolg ist.

Die deutschen Charts sind noch fest in internationaler Hand: nur Nicole und Rex Gildo verirren sich in die Top Twenty, in denen Kim Wilde, Shakin‘ Stevens und Adam and The Ants abräumen.
Im Radio läuft ständig "Stars On 45", eine Single aus holländischer Produktion, auf der zum durchlaufenden Beat aktuelle internationale Hits im Schnelldurchlauf nachgespielt werden. Dieses merkwürdige Phänomen inspiriert die Band zu einer Art "EXTRABREIT on 45", eine Idee, die dann erst Jahre später in interessanter Form zur Ausführung gelangt: in dem Stück "Those Were The Days" (LP der Woche, 1984), auf dem die musikalischen Themen etlicher EB-Songs zu einer klassische Ouvertüre mit Sinfonieorchester verwoben werden.

Im sonnendurchglühten "Reggae-Büro" in der "Sumpfblüte" in HOMETOWN brüten Hoppe und die BREITEN über den Ideen zum Cover ihres zweiten Albums. Etwas ganz Besonderes soll es sein, etwas noch nie Dagewesenes.

"Ich weiß wirklich nicht mehr genau, was zuerst da war: der Song "3-D" oder die Idee, ein stereoskopisches, dreidimensionales Coverfoto zu machen. Jedenfalls ergänzte sich beides sehr gut." (Kai Havaii)

Die 3-D-Fototechnik wird zu diesem Zeitpunkt eigentlich von kaum noch jemanden beherrscht und erst nach längerer Recherche gelangt Hoppe an Prof. Dr. Karl-Ludwig Lange, seines Zeichens Inhaber eines Lehrstuhls für Fototechnik in Berlin, ein leicht schrulliger älterer Herr, der mit seiner Spezialkamera die 3-D-Fotografie als Steckenpferd betreibt.
An einem heissen Tag im Juli 1981 macht man sich in die Mauerstadt auf, um sich von Professor Lange für das Cover von WELCH EIN LAND: WAS FÜR MÄNNER! dreidimensional ablichten zu lassen.



Eine zweidimensionale Variante des Albumcovers als Autogrammkarte.
V.l.n.r.: Möller, Kleinkrieg, Havaii, Public und Hunter


Das Ergebnis ist vortrefflich. Hoppes Überzeugungsarbeit hat es möglich gemacht, dass METRONOME für die aufwendige und relativ teure Cover-Lösung mit eingeschweisster 3-D-Brille grünes Licht gegeben hat.
Und so trägt auch die originelle Verpackung zum Erfolg dieses "Geschenks für Kinder, die schon alles haben" bei und verursacht in so manchem deutschen Haushalt unschöne Szenen, bei denen die Besitzer des neuen EXTRABREIT - Albums ihre jüngeren Geschwister für das Zerreissen oder Entwenden der kostbaren 3-D-Brille abstrafen.



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