Teil 37

Ende Dezember 1981: Der letzte EXTRABREIT-Auftritt in diesem Jahr ist gerade zu Ende gegangen. Das U4 in Wien, das zum dritten Mal hintereinander ausverkauft war, hat gebebt und die BREITEN haben sich erschöpft, aber hochzufrieden in ihren Backstage-Raum zurückgezogen, der in den weitläufigen Katakomben hinter dem Keller-Club liegt. Weit über 100 Konzerte hat man in den letzten 12 Monaten gegeben, ist auch bis in die entlegensten Winkel der Bundesrepublik vorgedrungen. "Welch ein Land – Was für Männer" hat bereits 100.000 Copies verkauft, auch das Debüt "Ihre Grössten Erfolge" zieht immer weiter an. Die Stimmung ist prächtig, die Ausgangslage für 1982 könnte nicht besser sein.

Der mehrtägige Wien -Trip hat ausser ausgezeichneten Bedingungen für die Fraternisierung mit den Landestöchtern auch viele kulturelle Highlights gebracht. Havaiis Radio-Interview mit Ö3 ist mit dem Titel "Ein exzentrischer Abend mit EXTRABREIT" über den Äther gegangen, Kleinkrieg hat mit Wolfgang Luthe eine Picasso-Ausstellung besucht, Public hat im Hotel ein Waschbecken aus der Wand gerissen (O-Ton des Maitre: "Dös zahlt’s mir!"), Hunter hat fünfe gerade sein lassen und sich mit einer Travestie-Queen vergessen und Rolf hat lange und tiefe Gespräche mit der Erbin des FISCHER-Ski-Imperiums geführt. Eine in jeder Beziehung anregende Reise, die natürlich auch mit Ausflügen in den Prater und auf den Zentralfriedhof abgerundet wird.

Der besondere, morbide Charme der österreichischen Metropole hat die BREITEN in ihren Bann gezogen und so wird man noch öfters an diesen Tatort zurückkehren.

"Als ich so an einem düsteren Nachmittag mit Luthe und dem lokalen Promoter durch die Strassen lief, meinte der: &Mac226;Dös ist jetzt genau die Zeit, da hängen’s wieder in den Fensterkreuzen wie die Christbaumkugeln...‘" (Stefan Kleinkrieg)

An diesem Abend jedenfalls ist von Depression nichts zu spüren, man ist glücklich, sich in diesem wichtigen Club, der übrigens auch heute noch eine besondere Rolle im Wiener Nachtleben spielt, so gut präsentiert zu haben und freut sich auf die kurze Atempause, die nun über Weihnachten und Silvester ansteht.

Während der entspannten Plaudereien fällt Kleinkriegs Blick auf seine schwarz/weisse, inzwischen leicht derangierte "Tourhose", die in der Ecke über eine Stuhl -Lehne geworfen ist. Einer spontanen Eingebung folgend setzt er das Beinkleid unter feierlichen Beschwörungen und mit Hilfe seines Zippos unter Feuer, um es als Brandopfer "den Mächten darzubringen, die uns so weit nach oben und in die Welt hinaus getragen hatten - wer immer das sein mochte..." (Stefan Kleinkrieg).

Indes, die Hose brennt nicht, jedenfalls nicht richtig, nur an einem unteren Hosenbein zeigen sich kurz züngelnde Flammen und nach weiteren vergeblichen Versuchen, das Opfer wirklich zu Asche werden zu lassen, gibt Stefan es auf und man begibt sich gemeinsam zurück in den Club, um noch ein wenig das Jahr Revue passieren zu lassen und am Tresen ein paar Drinks zu nehmen.

"Ich war gerade mit Stefan in ein intensives Gespräch vertieft, als es aus Richtung der Treppe ein unheimliches Gerumpel und Geschrei gab. Die Leute stieben auseinander und wir sahen mit offenen Mündern eine Horde Feuerwehrleute samt Schlauch an uns vorbei in Richtung Backstage stürmen. Die hatten so hübsche blaue Uniformen und spiegelblanke, blitzende Helme, die mich an die "Blechbüchsenarmee" aus der "Augsburger Puppenkiste" erinnerten. Dann dämmerte uns der Zusammenhang. Stefan hatte die Hose zwar mit Bier komplett gelöscht, aber vorher hatten wohl die Rauchmelder angeschlagen..." (Kai Havaii)

Die angekokelte Hose wird entdeckt und den BREITEN dann die Rechnung präsentiert.

"Billig war’s nicht" (Kleinkrieg)



zurück weiter