Teil 38

Den Jahreswechsel 1981/82 verbringen unsere Helden im tief verschneiten Hagen.
METRONOME hat "Hurra, hurra, die Schule brennt" nun erstmals als Single-A-Seite veröffentlicht. Zusammen mit IDEAL hat man im Herbst die Bremer Stadthalle ausverkauft und bei einem Konzert in Berlin ist ein Typ von einer Werbeagentur aufgetaucht, der für die Jeans-Firma LEVI’S im Frühling eine grosse Tournee mit vier Bands durch die grössten Hallen der Republik organisieren soll.

Die Konditionen klingen okay. LEVI’S will als Promo lediglich ein grosses Backdrop mit dem Firmenschriftzug und dem Tourlogo hinter die Bühne hängen, dafür aber auch die Ticket-Preise einmalig günstig gestalten. Der Promo-Mensch hat offensichtlich den richtigen Riecher, indem er ganz auf neue deutsche Bands setzt, inklusive des Berliner Grosskreuzers SPLIFF, dessen Mitglieder allerdings vorher schon als Nina Hagen Band zu Ruhm und Ehren gelangt sind. Ausserdem sollen noch zwei weitere Berliner Kapellen das Line-Up abrunden. INTERZONE mit dem auffälligen Sänger Heiner Pudelko und die Combo PRIMA KLIMA.

DIE BREITEN und Manager JAH beschliessen, das Angebot anzunehmen, man ist gespannt auf die Berliner und natürlich auf den grossen Rahmen der Tour. Schon bald, nachdem man sich von den Silvesterfeierlichkeiten erholt hat, beginnen die Vorbereitungen...

In dieser Phase mit ausgiebigen Proben, bei denen auch öfters an neuem Material wie z.B. "Her mit den Abenteuern" gefeilt wird, nimmt ein Mann Kontakt zu JAH auf, der in den nächsten Jahren zum näheren Umfeld der BREITEN gehören wird und dessen mysteriöse Existenz nur noch von seinem rätselhaften Verschwinden bei einer Bergtour auf den Watzmann im Jahre 2000 übertroffen wird: Günter Mayer.

Mayer ist ein waschechter Münchner, um die Dreissig, mit einem rötlichen Rübezahl-Bart, Trachtenjanker und einem schnellen Mundwerk, der sich den BREITEN, die sich anlässlich eines Treffens mit dem Regisseur Rüdiger Nüchtern in München aufhalten, als Journalist vorstellt. Im Gegensatz zu seinem fokloristischen Outfit ist Mayer jedoch keineswegs ein CSU-Mann, sondern ein linker Buchautor, der in den 70ern auch irgendwie der DKP nahe stand, der damals noch mit DDR-Geldern gut ausgestatteten "realsozialistischen" Schwesterpartei der SED. Auch in "Dunkeldeutschland", wie Hunter den Staat östlich der Elbe manchmal nennt, gibt es inzwischen eine ganze Menge EB-Fans, wie die weiter anschwellende Flut der Fanpost beweist und so lauschen die BREITEN interessiert den farbigen Erzählungen Mayers über seine zahlreichen DDR-Aufenthalte und -"Reportagen".
Dann kommt der eloquente Bayer zur Sache: im Zusammenhang mit EB’s "Polizisten"-Hit und der Erwähnung einer gängigen Zigarettenmarke im Text sei ihm eine grossartige Idee gekommen:

"Diese Zeile ...sie rauchen MILDE SORTE, denn das Leben ist doch hart genug‘ – dös is ja der Wahnsinn, da muss ma was draus machen. Die Marke gehört zu AUSTRIA TABAK *, dös ist für die a Riesen-Werbung – dafür müssen die blechen!"

* ein österreichischer Tabakkonzern mit Sitz in Wien, K.G.


Es ging um diese Kippen

Verblüfft starren sich die BREITEN an. Zunächst glaubt man sich verhört zu haben, aber nach zwei weiteren Original-Münchner Hellen ist klar, dass dieser pittoreske Vogel es tatsächlich ernst meint...



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