Teil 42

Februar 1982: Der US-"Abrüstungsbeauftragte" Eugene Rostow bringt unverblümt auf den Punkt, was viele Menschen – besonders in Deutschland – fürchten: "Wir leben in einer Vorkriegs- und nicht in einer Nachkriegszeit". Folgerichtig wird dieses Jahr neue Höhepunkte im Streit um die Stationierung der Pershing 2-Raketen der NATO bringen, die das Übergewicht der sowjetischen SS 20 ausgleichen sollen.
Auch jenseits der Mauer und der innerdeutschen Grenze verfolgt man aufmerksam die Grossdemonstrationen ("Petting statt Pershing!").
In einem Waldgebiet beim Frankfurter Flughafen liefern sich Demonstranten und Polizei schwere Schlachten um die geplante "Startbahn West" und in West-Berlin gibt es keine Hausbesetzer-Demo, bei der das Aufgebot der Staatsmacht nicht höhnisch mit "Polizisten" beschallt wird.

Auf den "begrünten" Verkehrsinseln in HOMETOWN stecken die ersten Schneeglöckchen ihren Hals aus dem abgasgrauen Schnee und im "Eisenbahnerhäuschen" in der Sedanstrasse – gleich hinter dem Güterbahnhof - wird bei gewohnt kräftiger Lautstärke für die "Levis-Tour" geprobt, die im März beginnen soll.

Das Büro, das sich inzwischen wieder in der Augustastrasse befindet– unter altbekannter Adresse – hat grössere Dimensionen angenommen. JAH agiert nun in drei Räumen. Der mittlere Raum fungiert als Zentrale, dort hat jetzt auch JAHs Freundin Gundi einen festen Posten bezogen. Dahinter befindet sich noch eine kleinere Kemnate, die als "Kreativzelle" dient und in dem Plakate und Aufkleber entworfen, Slogans erfunden oder Pressetexte geschrieben werden. Im vorderen Zimmer, das sich zu dem langen Korridor mit der Eingangstür öffnet, steht ein runder Tisch mit sechs Stühlen, an dem in den nächsten eineinhalb Jahren unsere Helden, "die Jungs aus der Provinz, die einfach auch mitmischen wollten" (Kleinkrieg) sitzen werden, bei dem Versuch, die sich immer schneller entfesselnden Kräfte des "kometenhaften Auftstiegs" gleichzeitig zu befeuern und unter Kontrolle zu behalten – was, wie wir noch sehen werden, nicht ganz gelingt...

Hinter dem "Konferenzzimmer" befinden sich noch zwei Räume, die von "Mausi" Dürholt (siehe Teil 25) bezogen worden sind und die sie als Frisiersalon und Schlafstätte nutzt. Die Atmosphäre ist entspannt, Mausi und Gundi treffen sich des Nachmittags gern zum "Kleine-Reblaus-Klub" und die BREITEN schauen manchmal zusammen, aber oft auch einzeln herein, um zu hören, was es Neues gibt.

Und an einem dieser nasskalten Vorfrühlingstage passiert etwas, mit dem im Ernst niemand gerechnet hat: Günter Mayer, der "Pirol", meldet Manager JAH telefonisch Vollzug: auf einem mehrtägigen Wien-Trip habe er AUSTRIA TABAK tatsächlich überzeugen können, EXTRABREIT wegen der Erwähnung der hauseigenen Marke "Milde Sorte" in ihrem Hit "Polizisten" eine "Unterstützung" von 280.000 Schilling (= ca. 40.000 DM) zukommen zu lassen...



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